Das erste KZ im nationalsozialistischen Deutschland entstand damals in Dachau - und die Nazis verschleppten über 200.000 Menschen dorthin.
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Das erste KZ im nationalsozialistischen Deutschland entstand damals in Dachau - und die Nazis verschleppten über 200.000 Menschen dorthin.

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Überlebende erinnern an Befreiung des KZ Dachau

In der Gedenkstätte Dachau wurde am Sonntag an die Befreiung des KZ durch US-amerikanische Truppen erinnert. Auch Überlebende waren trotz hohen Alters anwesend. Erstmals kamen zu der Gedenkveranstaltung keine US-Veteranen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Tausende Überlebende des Konzentrationslagers jubelten am 29. April 1945 ihren US-amerikanischen Befreiern zu. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren in Dachau und seinen am Ende etwa 150 Außenlagern im gesamten südbayerischen Raum mehr als 41.000 Menschen ums Leben gekommen – ermordet von der SS, entkräftet, dahingerafft von Krankheiten, in den Suizid getrieben.

Dachau war eines der ersten KZ der Nazis

Trotz hohen Alters sind ein paar von den Überlebenden am Sonntag persönlich gekommen - zur Gedenkfeier des 79. Jahrestags der Befreiung. So auch Leslie Rosenthal, der im KZ geboren wurde: "Ich habe meinen Sohn und meinen Enkel mitgebracht, um ihnen die Informationen aus erster Hand weiterzugeben." Von den US-Veteranen war das erste Mal niemand da. Diesmal sei der so wichtige Kontakt zwischen ehemaligen Häftlingen und Befreiern leider nicht möglich gewesen, so Gabriele Hammermann, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Die Überlebenden von Dachau und anderen Konzentrationslagern halten mit ihren Erzählungen die Erinnerungen an die Gräueltaten über die Jahrzehnte aufrecht. Doch die meisten Zeitzeugen sind inzwischen hochbetagt oder bereits gestorben. Die KZ-Gedenkstätten digitalisieren daher die Erinnerungen und machen sie jungen Leuten zugänglich, auch über die Sozialen Medien. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe - vor allem in Zeiten, in denen geschichtsrevisionistische Ansichten und rechtsradikales Gedankengut auch bei jungen Menschen wieder populärer werden, wie jüngste Umfragen zeigen.

Das KZ vor den Toren Münchens zählte zu den ersten Konzentrationslagern der Nazis und ist eines der bekanntesten. Der Name Dachau ist bis heute weltweit ein Begriff für den Terror während der Hitler-Diktatur. Mehr als 200.000 Menschen waren dort und in den Außenlagern ab 1933 inhaftiert, mindestens 41.500 Menschen starben dort an Hunger, Krankheiten, Folter oder wurden ermordet.

Schuster warnt vor Relativierung der Schoah

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warnte vor einer mutmaßlichen Relativierung des Holocaust-Gedenkens. "Wer heute in Deutschland glaubt, das Gedenken und Erinnern an die Schoah müsse in einen größeren Rahmen eingebettet werden, der liegt falsch", sagte er laut Manuskript am Sonntag in Dachau. "Die Beschäftigung mit jeder Form von Unrecht, Terror und Gewalt hat seine Berechtigung und Notwendigkeit, aber die Schoah, die industriell geplante Massenvernichtung der europäischen Juden, ist singulär in der deutschen Geschichte. Sie duldet keine Relativierung." Schuster äußerte sich bei der Gedenkfeier des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern zum 79. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau.

Worum es bei Roths Konzept zur Erinnerungskultur geht

Um das Thema Erinnerungskultur gibt es seit Wochen Streit. Hintergrund ist ein dazu von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vorgelegtes Konzept. Darin werden nicht nur das Gedenken an NS-Zeit, Schoah und deutsche Teilung angeführt, sondern auch Kolonialismus (zum Beispiel der deutsche Völkermord an den Herero und Nama in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika während der Jahre 1904 bis 1908), Einwanderungsgesellschaft und Demokratiekultur als zusätzliche Pfeiler der Erinnerungskultur identifiziert.

Der Hamburger Historiker und Kolonialismus-Experte Jürgen Zimmerer warnt davor, die erinnerungspolitischen Akteure gegeneinander auszuspielen und in einen Kampf um Finanzmittel zu treiben. Trotzdem hält der Historiker Roths Konzept für einen "großen Wurf" – weil es einen "längst überfälligen Raum für Kolonial- und Migrationsgeschichte" eröffne. Ob die Grünen-Politikerin die Koalitionspartner von der SPD und FDP hinter ihrer Vision von Erinnerungskultur versammeln kann, ist unklar. Das Kulturstaatsministerium plant für Mai einen Runden Tisch zum Thema.

Mit Informationen von dpa

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